Du möchtest eigene Web-Tools hosten, vielleicht sogar ein bisschen KI zum Selberbasteln, aber du fragst dich: Wo fange ich eigentlich an? Willkommen im Club.
Ich stand vor genau dieser Frage, als ich gemerkt habe: Für das datenschutzfreundliche Webanalysetool Plausible, die Automatisierungssoftware n8n oder die KI-Spielwiese Ollama mit Open WebUI reicht ein Laptop einfach nicht mehr aus und nach außen hin, sollte er ja auch nicht ständig verfügbar sein. Ich brauche also einen Server. Klingt erstmal mächtig, war’s auch. Aber: Ich bin’s Schritt für Schritt angegangen. Und du kannst das auch.
Dass ich bei Hetzner gelandet bin, war kein Zufall. In meiner Datenschutz-Bubble tauchten sie immer wieder auf, als Anbieter, der Datenschutz und Datensicherheit ernst nimmt, ohne große Buzzwords. Einfach solide und sympathisch.
Auch wenn’s nicht mein allererster Server war, so richtig bewusst habe ich mich tatsächlich erst jetzt mit der Auswahl und Einrichtung eines Servers auseinandergesetzt. Vor etwa 14 Jahren hatte ich schon mal mit Servern zu tun, als ich das Unternehmens-Wiki Confluence von Atlassian auf einem lokalen Windows-Server installiert habe. Damals noch self-hosted möglich, mit Benutzeroberfläche und Klick-Klick-Klick-Klick-Fertig-Feeling (es waren definitiv mehr Klicks als bei heutigen 1-Klick-Installationen). Später ging’s dann auf einen dedizierten Server bei (ich meine) Strato, bevor wir irgendwann zur Cloud-Variante gewechselt sind. Wartung outgesourct, Hosting-Sorgen von uns weggeschoben.
Viele Jahre später – und nochmal deutlich neugieriger – habe ich dann versucht, bei Hetzner einen virtuellen Server zu bestellen. Hat sogar geklappt. Nur … ich kam nicht drauf. 😅 Ich wusste schlicht nicht, wie ich auf das Ding zugreifen sollte. Kein Plan von SSH, kein Gefühl für Terminal oder Linux. Frust pur. Das Projekt? Erstmal auf Eis gelegt.
Wobei ich mich heute frage, während ich das hier schreibe: Warum habe ich nicht einfach mal gegoogelt? Früher oder später wäre ich sicher auf eine Lösung gestoßen. Aber manchmal hat man einfach nicht die Energie und widmet sich stattdessen den anderen 1.000 Projekten, die freundlich aus der To-Want-Liste winken.
Inzwischen ist einiges passiert: Studium, Projekte, ein bwCloud-Server für die Arbeit, erste Erfahrungen mit Ubuntu, Docker und PuTTY. Und: Ich habe verstanden (glaube ich jedenfalls), wie hilfreich Tools wie Docker sein können, fast wie Stützrädchen, die dir helfen, erstmal loszufahren.
Trotzdem gilt: Ich bin weit davon entfernt, eine Admin-Göttin zu sein und das ist auch gar nicht mein Ziel. Servertechnik ist für mich Mittel zum Zweck. Ich bin neugierig. Ich lerne bei jeder Installation dazu. Und ich bin okay damit, Fehler zu machen, gerade bei privaten Spielwiesen und Testumgebungen. Was momentan zählt, ist weiterzukommen, bei jeder neuen Installation oder Interaktion mit dem Server dazuzulernen.
In diesem Artikel nehme ich dich also mit auf meine Reise durch die Wahl eines passenden ersten Servers:
Welche Optionen gibt’s eigentlich? Wovon hängt die Wahl des richtigen Servers ab? Und wie verbinde ich mich mit meinem Server? (Letzteres erfährst du in einem anderen Artikel).
Mit vielen Aha-Momenten, ein paar Stolperfallen und hoffentlich genau den Tipps, die dir für deine eigene Server-Spielwiese weiterhelfen.
Meine Anforderungen an das Projekt:
- Plausible Analytics: Eine datenschutzfreundliche Alternative zu Google Analytics.
- n8n: Ein Tool zur Workflow-Automatisierung (um u. a. mit AI Agents zu spielen).
- Ollama mit Open Web UI: Eine lokale KI-Umgebung, um mit Sprachmodellen zu experimentieren und eventuell die teuren Abos bei OpenAI und Google zu ersetzen.
Schritt 1: Die Grundsatzentscheidung – Welcher Server-Typ?
Bevor du dir die einzelnen Tarife anschaust, musst du zwei grundsätzliche Entscheidungen treffen.
Shared vCPU vs. Dedicated vCPU
Hetzner bietet zwei CPU-Kategorien an:
- Shared vCPU: Du teilst dir die physischen CPU-Kerne mit anderen Kunden. Das ist wie eine WG-Küche: meistens hat man sie für sich, aber zu Stoßzeiten kann es mal eng werden.
- Dedicated vCPU: Du bekommst CPU-Kerne fest zugewiesen. Das ist die private Profi-Küche, die dir immer zu 100 % zur alleinigen Nutzung zur Verfügung steht.
Meine Entscheidung: Für ein Hobby-Projekt und die meisten Web-Anwendungen ist Shared vCPU die perfekte Wahl. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut und die Leistung mehr als ausreichend.
x86 (Intel/AMD) vs. Arm64 (Ampere)
Das ist die nächste Frage. x86 ist der altbewährte Standard, auf dem quasi jede Software läuft. Arm64 ist die neuere, wohl energieeffiziente Architektur, die man von Smartphones kennt und die immer mehr in den Rechenzentren ankommt.
- x86: Auf dem „Alles-läuft“.
- Arm64: Der moderne und effiziente, mit einem potenziell noch besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Der einzige Haken: Man muss sicherstellen, dass die gewünschte Software auch für Arm64 verfügbar ist (was heute für die meisten großen Docker-Projekte der Fall sein sollte).
Meine Entscheidung: Ich probiere die Arm64-Architektur aus. (Wobei ich damit bei der Installation von Plausible in Schwierigkeiten geraten bin …). Ich habe aber vorab geprüft, ob meine Wunsch-Software (Plausible, n8n, Ollama) auch darauf läuft und das tut sie (scheinbar 😶🌫️)!

Schritt 2: Das Projekt definiert die Hardware – CPU, RAM & die KI-Wende
Anfangs dachte ich, ein kleiner Server würde locker ausreichen. Doch eine Anwendung auf meiner Liste hat alles verändert: Ollama.
- Phase 1 (Ohne KI): Für Plausible und n8n allein hätte ein kleiner Server wie der CAX11 (2 vCPU, 4 GB RAM) oder der CAX21 (4 vCPU, 8 GB RAM) wahrscheinlich gereicht.
- Phase 2 (Mit KI): Die Sprachmodelle, die man mit Ollama nutzt, sind extrem hungrig nach Arbeitsspeicher (RAM) und anderen interessanten Komponenten (Stichwort GPU!), außer du nutzt nur die API, statt den lokalen LLMs. Ein mittelgroßes Modell wie „Llama 3 8B“ benötigt allein zum Laden schon mindestens 8 GB RAM, empfohlen werden eher 16 GB.
Damit war klar: 8 GB RAM sind zu wenig. Die Wahl fiel auf den nächstgrößeren Server.
Meine Hardware-Entscheidung: Der CAX31 mit 8 Ampere vCPUs, 16 GB RAM und 160 GB SSD-Speicher für ca. 14 € im Monat. Er bietet genug Leistung für Hobby-KI-Experimente und hat mit 8 CPU-Kernen wohl genügend Power für die parallelen Aufgaben der anderen Dienste.
Schritt 3: Die Server-Konfiguration – Klick für Klick zum Ziel
Weitere wichtige Konfigurationen. Hier sind meine Entscheidungen und warum ich sie so getroffen habe:
Standort & Betriebssystem
- Standort: Nürnberg oder ein anderer deutscher Standort nach Wahl (nur in Deutschland sollte er aus Datenschutzgründen liegen).
- Image: Ubuntu 24.04 LTS, eine weit verbreitete Linux-Distribution, mit der ich schon ein bisschen arbeiten konnte.

Networking
- Öffentliche IPv4: Ein absolutes Muss. Das ist die Hauptadresse des Servers. Aktiviert lassen.
- Öffentliche IPv6: Habe ich deaktiviert. Zwar ist IPv6 die Zukunft, aber für den Anfang vereinfacht das Deaktivieren die Konfiguration von DNS und Firewall erheblich und vermeidet potenzielle Fehlerquellen.

SSH-Keys
Hetzner bietet an, das Server-Passwort per E-Mail zu senden oder einen SSH-Key zu verwenden. Ein SSH-Key ist wie ein digitaler Fingerabdruck und viel sicherer als nur ein Passwort.
Meine Entscheidung: Ich habe mit dem Tool PuTTYgen einen SSH-Key erstellt und den öffentlichen Teil bei Hetzner hinterlegt. Dringende Empfehlung an alle!

Volumes, Platzierungsgruppen & Labels
Diese drei Punkte konnte ich schnell abhaken. Sie sind für Setups mit mehreren Servern gedacht, um Speicher flexibel anzuhängen (Volumes) oder die Ausfallsicherheit zu erhöhen (Platzierungsgruppen). Labels helfen bei der Organisation von vielen Servern.
Meine Entscheidung: Da ich nur einen (Teil-)Server habe, habe ich alle drei Punkte ignoriert.
Backups
Hetzner bietet für 20 % des Serverpreises tägliche, automatische Backups an. Das klang für mich erst mal nach viel. Aber dann habe ich überlegt, was der alternative Aufwand wäre (manuelle Skripte, externer Speicher) und wie viele Stunden Arbeit (besonders bei einer Spielwiese!) bei einem Fehler verloren wären.
Meine Entscheidung: Dies ist die wichtigste Versicherung für mein Projekt. Ich habe die Backups aktiviert. Die ca. 3 € im Monat sind es mir absolut wert, um im Notfall mit einem Klick den Server wiederherstellen zu können.

Cloud config
Dies ist eine Funktion für Profis, um Server mit einem Skript beim ersten Start automatisch zu konfigurieren.
Meine Entscheidung: Ignoriert. Ich möchte meinen Server Schritt für Schritt manuell per SSH einrichten, um zu lernen und jeden Schritt nachzuvollziehen.
Zusammenfassung und Ausblick
Nach all diesen Überlegungen stand meine finale Konfiguration.
Mein Setup im Überblick:
- Server: CAX31 (8 vCPU, 16 GB RAM, 160 GB SSD)
- Betriebssystem: Ubuntu 24.04 LTS
- Netzwerk: Nur IPv4
- Login: SSH-Key
- Zusatzdienste: Automatisierte Backups
Ich hoffe, diese Aufschlüsselung meiner Gedanken hilft auch dir bei der Entscheidung für deinen ersten eigenen Server, oder beim zweiten, dritten oder ganz neuen Versuch. 😊